Papierfabrik Hamburger - Spremberg setzt in schwierigem Absatzmarkt auf Energiekostenreduktion und Absicherung des Rohstoffes Altpapier
Die zur Prinzhorn Gruppe gehörende Papierfabrik Hamburger - Spremberg, produziert am Standort Schwarze Pumpe mit 350 Mitarbeitern 300.000 Tonnen Wellpappenrohpapier und 120 Mio m² Wellpappeschachteln und setzt weiter auf Kostenoptimierung und die Absicherung des Standortes.
Im Markt gibt es derzeit eine Überkapazität für braunen Testliner und daraus resultierend einen Preisdruck für die Papierproduzenten. Als Grund für diese Marktentwicklung wird die sinkende Nachfrage der deutschen Verpackungsindustrie gesehen, welche sich im ersten Quartal 2008 um 3,3% gegenüber dem Vorjahr abgeschwächt hat und auch durch Zuwächse im Osten nicht kompensiert werden kann. Zusätzlich verhindert der schwache Dollar den Export in die Überseemärkte. Die bisher exportierten Mengen verbleiben in Europa und lösen einen dramatischen Preisverfall aus. Die aktuelle Marktlage zwingt schon jetzt zu weit reichenden marktbedingten Produktionsstillständen, vorwiegend in Fabriken wo ausschließlich braune Verpackungspapiere erzeugt werden, um die Lager an bestimmten Standorten auszugleichen. Hamburger - Spremberg ist trotz des hohen Anteils an weißem Testliner davon insofern betroffen, da der Export in Dollarmärkte zurzeit schleppend läuft.
Weiters zwingen die stark gestiegenen Energiekosten das Unternehmen, in günstigere und effizientere Energiealternativen zu investieren. Dazu wird am Standort Spremberg ein Co-Generation Kraftwerk zur Erzeugung von 145 GWh Strom und 450 GWh Dampf errichtet. Die Konzeption sieht eine Erweiterung des Kraftwerks für eine weitere Papiermaschine problemlos vor. Betrieben wird das Kraftwerk wird mit fabrikseigenen Reststoffen sowie mit Ersatzbrennstoffen aus dem Land Brandenburg.
Eine zukünftige PM2 soll - ähnlich der ersten Papiermaschine - auf weißen Testliner ausgerichtet sein und damit die Kapazität am Standort auf 750.000 Tonnen erhöhen.
Das größte Problem ist jedoch nach Ansicht des Unternehmens die Verfügbarkeit des Rohstoffes Altpapier, welcher in den nächsten Jahren durch die geplanten Neuerrichtungen von Papiermaschinen knapp werden könnte. Wie der Verband Ostdeutscher Papierfabriken in einer Veröffentlichung vom 3. März 2008 bekannt gegeben hat, wird der Gesamtbedarf an Altpapier in der Region „gerade noch abgesichert“. Deutschland ist bereits jetzt ein Nettoimporteur für die relevanten Altpapiersorten der mittleren Qualitäten. Während der Verbrauch 2007 bei 9,2 Mio. Tonnen lag, beträgt das Aufkommen nur 9,1 Mio. Tonnen (in den neuen Bundesländern ergibt sich ein ähnliches Bild: die Sammelmenge der relevanten Altpapierqualitäten beträgt 1,35 Mio. Tonnen, bei einer bestehenden Verarbeitungsmenge von mehr als 1,4 Mio. Tonnen). Diese gesammelten Mengen lassen sich auch nicht einfach steigern; zurzeit wächst dieser Markt mit weniger als 3% pro Jahr. Ein Wettbewerber plant, nur 60 km von Spremberg entfernt, ein Werk mit 750.000 Tonnen Altpapierbedarf. Das entspricht 50% der ostdeutschen Sammelmenge. Um dieses Werk abzusichern, muss der Einzugsradius für die Altpapierversorgung dramatisch angehoben werden. Auch der angrenzende polnische Markt wird bald kein Altpapier mehr liefern können. Hier baut die Mondi-Packaging bereits ein Werk mit weiteren 470.000 Tonnen Altpapierbedarf.
Dieser zusätzliche Bedarf kann nur durch aufwändigere Beschaffungswege bzw. durch Zukauf von Altpapier aus ferner gelegenen Regionen gedeckt werden. Aufwändige Beschaffungswege heißt aber gleichzeitig auch verlängerte Transportwege und dementsprechend höhere Umweltbelastungen. Dies führt zwangsweise zu weit höheren Rohstoffkosten als bisher üblich. Seit 2006 ist der Rohstoff Altpapier aufgrund von europaweiter Verknappung um 80-100% teurer geworden. Nebenbei ist Altpapier in den neuen Bundesländern durch die längeren Transportwege heute schon um etwa 10% teurer als z.B. in Bayern.
Für die neuen Bundesländer würde diese Entwicklung dramatische Einschnitte für kleineren Papierproduzenten bedeuten, die bei höheren Rohstoffkosten womöglich nicht mehr produzieren können. Öl ins Feuer gießen vor allem Großprojekte, so Thomas Prinzhorn: “Projekte, die sich nicht an der Verfügbarkeit des Rohstoffes orientieren, gefährden neben ihren eigenen Investoren auch die Papierindustrie unserer Region“. Bei den aktuellen Förderungen muss man also um so mehr auf die Qualität der wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Auswirkungen und nicht nur auf die Größe achten!
Die Papierfabrik Hamburger - Spremberg stellt dadurch nicht ihre aktuellen Investitionen in Frage, stellt aber klar, dass weitere Investitionen nur bei regionaler Nachhaltigkeit getätigt werden.
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